„Kritische Punkte beim
nachhaltigen Publizieren per Print-on-Demand“


 

In Kooperation mit der Stuttgarter Hochschule der Medien unterstützte die INGEDE im vergangenen Jahr eine Masterarbeit, in der die Deinkbarkeit von Digitaldrucken systematisch untersucht werden sollte. Dazu erhielt der Print & Publishing-Student Michael Pabsdorf eine Einführung und Anleitung zur Durchführung von praktischen Deinkbarkeitsuntersuchungen.

Grundlage der These von Pabsdorf ist die Theorie, dass ein Print-on-Demand-Prozess nachhaltiger als konventionelles Publizieren von Druckerzeugnissen sein müsste. Wenn nur schon bestellte Publikationen als Einzelexemplare gedruckt werden, müsste das nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch für Verlage rentabler sein, da teure Lagerhaltung und überzählige Exemplare wegfallen. Insgesamt könnten mehr und auch ältere Titel verfügbar gehalten werden. Dank dynamischer Digitaldruckverfahren ließen sich Publikationen außerdem schnell aktualisieren oder individualisieren. Schließlich könnten mit dezentralem Druck einer Publikation auch Transportwege minimiert werden.

Wettbewerb mit elektronischen Medien

Druckerzeugnisse stehen immer mehr in Konkurrenz zu elektronischen Publikationen. Was nachhaltiger ist, kann über mehrere Kriterien bestimmt werden. Werden die Medien aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt und können sie recycelt werden? Das gedruckte Buch ist hier im Vorteil, da Papier beide Kriterien erfüllt. Bei Druckfarbe gibt es schon eine Reihe von Angeboten, die auf Pflanzenölen basieren. Elektronischen Lesegeräte müssen hier passen, auch ein Recyclingkreislauf, in dem einzelne Baugruppen oder zumindest einzelnen Materialien wieder verwendet werden, existiert kaum.

Weiterer Vorteil des gedruckten Buches ist, dass es auch Jahrzehnte später aus einer Bibliothek geholt und wieder gelesen werden kann, was bei elektronischen Publikationen nicht sichergestellt ist.
Der Energiebedarf zur Herstellung eines gedruckten Buches bzw. eines Lesegeräts ist ein weiteres Vergleichskriterium: Ein Buch (300 Seiten A5) benötigt 2 kWh für die Herstellung des Papiers aus Frischfasern plus 0,18–0,75 kWh beim beidseitigen Bedrucken mit gängigen Digitaldruckmaschinen. Um das Buch zu lesen, ist (zumindest bei Tageslicht) kein weiterer Strom nötig. Ein eReader benötigt im Gegensatz dazu zur Herstellung 100 kWh, auch hier ist der Stromverbrauch beim Lesen vernachlässigbar, da nur beim Umblättern der Seiten Energie verbraucht wird. Dennoch ergibt sich daraus, dass ein eReader nur dann nachhaltiger ist, wenn mehr als 36–46 Bücher mit ihm gelesen werden, bevor er entsorgt wird.

Probleme beim Deinken von Flüssigtoner und Inkjetfarben

Der dritte und kritischste Punkt ist schließlich der Einfluss von Print-on-Demand-Druckerzeugnissen auf den Papierkreislauf. Sowohl Flüssigtoner als Inkjet mit wasserbasierten Tinten kann zu Problemen beim Deinken führen. Für die Masterarbeit wurde eine Deinkbarkeitsmatrix erstellt, in der Pabsdorf ein für eine Papiersorte ein repräsentatives Papier mit einer für das Digitaldruckverfahren repräsentativen Tinte bzw. Toner kombinierte. Diese Matrix soll im Idealfall Entscheidern in Verlagen und Druckereien helfen, eine deinkbare Farb-Papier-Kombination für ihre gedruckten Publikationen auswählen zu können.

Die Papiere für die Matrix sollten aus Frischfasern bestehen, um den Einfluss von möglicher noch vorhandener Druckfarbe bei Recyclingpapieren auf das Deinkingergebnis auszuschließen.

Für den Druck wurde eine Testform im Format DIN-A3 erstellt, da einige der ausgewählten Papiere nur in diesem Format erhältlich waren. Für den Fall, dass ein Drucker aufs DIN-A4-Format beschränkt sein sollte, wurde sie aus zwei DIN-A4-Blättern zusammengesetzt. Da einige Papiere nur einseitig gestrichen sind und entsprechend alle Papiere nur einseitig bedruckt werden können, sollte das Testfmotiv eine möglichst hohe Farbdeckung erhalten und dabei gleichzeitig ein Magazin-Layout simulieren.

Die Druckfarben für die Matrix sollten alle am Markt vorhandenen Farbtypen repräsentieren – unabhängig davon, ob diese bereits für den Publikationsdruck eingesetzt werden. Beim Inkjet kann beispielsweise auf einer Druckeinheit eine Pigmenttinte durch eine kostengünstigere Farbstofftinte ersetzt werden. Der entsprechende Drucker sollte weiterhin marktrelevant sein.

Deinkbarkeit nach INGEDE-Methode 11

Jede der ausgewählten Farb-Papier-Kombinationen wurde nach INGEDE-Methode 11 untersucht, die Ergebnisse wurden anhand der ERPC Deinkability Scorecard bewertet.

Bei der wasserbasierten Farbstofftinte (Inkjet) half kein Retentionsmittel, um die Farbe im Membranfilter vollständig zurück zu halten. Als Alternative wurden die entsprechenden Filtrate unter einem IR-Strahler eingedampft.

In den finalen Deinkbarkeits-Matrizen signalisiert für einen schnellen Überblick rot eine negative Punktzahl, orange steht für Punkte in der unteren Hälfte, grün für Punkte im oberen Viertel der erreichbaren 100 Punkte und gelb beim Rest.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Auswahl von Papier und Druckfarbe mit Bedacht getroffen werden, um die Deinkbarkeit sicherzustellen. So zeigt das Beispiel Metsä Modo Jet Plus, dass ein speziell für den Inkjet-Druck hergestelltes Papier, das mit einem Inkjet bedruckt wurde, noch lange nicht deinkbar sein muss. Im Gegensatz dazu war das UPM Finesse premium silk, das explizit kein Inkjet-Papier war, zumindest mit Lösemitteltinte oder ölbasierter Pigmenttinte deinkbar.

Wasserbasierte Pigmenttinte war nur auf dem porös beschichteten Papier Mtisubishi jetscript ML unproblematisch deinkbar. Will der Verlag oder die Druckerei sichergehen, sollte man sich aber für Trockentoner entscheiden: Als einzige Farbsorte war dieser auf jedem untersuchten Papier unproblematisch deinkbar.

Es ist aber zu beachten, dass diese Ergebnisse nur auf Versuchen mit einem einzigen Papier pro Papiervariante und einer einzigen Druckfarbe pro Farbgruppe basieren. Entsprechend sollte die im Rahmen dieser Masterarbeit erstellte Farb-Papier-Matrix um weitere Papieren und Farben erweitert werden, die in der Branche geläufig sind.

Ergebnisse im Überblick (zum Vergrößern anklicken):

Tabelle

 


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